HIGHLIGHTBERICHT VON
DANIELA SIEHL (KANSAS UND NEBRASKA '19)
"We'll leave at 6 in the morning, put your Cowboyboots on!"
Und meine Augen fangen an zu leuchten, denn ich weiß was das bedeutet.
Ausgestattet mit Cowboyboots und Cowboyhut stehe ich am nächsten Morgen pünktlich um 6 Uhr bereit zur Abfahrt. Meine Gasteltern und die beiden Hunde sitzen schon im Auto. Ich greife noch schnell eine Tasse Kaffee, dann fahren wir los. Richtung Süden! Die Himmelsrichtungen werden hier zur Orientierung genutzt, was mir gar nicht so leicht fällt.
Am Feld angekommen
warten schon drei Cowboys mit ihren Pferden auf uns. Für mich haben sie
ein Pferd mitgebracht, keine 2 Sekunden später sitze ich auch schon auf
Shooter.
Zu Hause reite ich nur Englisch, Rinder werden hier allerdings mit Westernpferden getrieben. Viele Jahre habe ich im Reitunterricht die richtigen Hilfen für's Pferd gelernt. War dies alles umsonst?
Die Zügel halte ich nun in einer Hand, gebe dem Pferd viel Raum. Shooter weiß am besten wo er auftreten kann und welcher Schritt der beste ist. Auf dem Feld lebt eine Präriehundfamilie, überall Tiefe Löcher auf die man aufpassen muss. Ist kein Präriehund in dem Loch, könnte eine Schlange auf Beute warten. Tritt das Pferd hinein kommt das Bein vermutlich gebrochen oder mit einem Schlangenbiss wieder heraus.
Wir teilen uns auf, jeder bekommt eine andere Richtung. Der letzte Tipp an mich: "Wenn du verloren gehst reite einfach so lange in eine Richtung, bis du einen Zaun findest. Danach folge dem Zaun und du findest schon zurück."
Ich reite also los und fühle mich schnell ganz alleine auf dem 1200 acre (485 Hektar) großen Feld. Gar nicht so einfach sich auf einem Feld zu Orientieren das größer ist als das Dorf in dem ich wohne.
Ich reite auf einen Berg, und halte Ausschau. Oben angekommen war ich erst einmal Sprachlos! Eine unbeschreiblich schöne Aussicht, viele viele Meilen weit. Die gesuchten Rinder sehe ich leider nicht, dafür aber ein paar Antilopen und einen Kojoten in der Ferne.
Über diese unendlichen Weiten zu galoppieren ist schon ein ganz besonderes Gefühl, welches ich wohl nicht so schnell wieder vergessen werde.
Nach einiger Zeit sind endlich Rinder in Sicht. Wir treiben sie zusammen über das Feld in ein kleineres Gatter. Kälber und Kühe werden getrennt, die Sortierung findet vom Pferd statt.
Ein Kalb bricht aus und rennt davon, es dauert nicht lange da hat einer der Cowboys es schon wieder mit dem Lasso eingefangen. Unglaublich das diese Rodeopraktikten tatsächlich bei der Arbeit angewendet werden. Ich bin Begeistert!
Dann muss ich vom Pferd absteigen. Wir treiben die Kälber einzeln in eine Fangvorrichtung und geben ihnen Spritzen und einen Fliegenschutz. Einige der Bullenkälber werden von uns kastriert. Ich bin echt froh das meine jetzige Gastfamilie kein Fan von "Rocky Mountain oysters" ist, sonst hätten wir die frisch kastrierten Hoden wohl frittiert und gegessen.
Wir laden die Kälber auf mehrere Anhänger, sie sollen morgen verkauft werden. Meine Gastfamilie versteigert alle Tiere beim "Salebarn". Hier finden jeden Freitag Versteigerungen statt.
Sobald wir mit den Kälbern fertig sind, fängt der Tierarzt mit dem "Preg-Check", also der Trächtigkeitsuntersuchung bei den Kühen an. Die Trächtigkeitsdauer wird auf der Ohrmarke markiert, so werde die Kühe später für die Kalbung sortiert.
Nachdem wir alle 190 Kühe untersucht haben, bringen wir sie mit den Pferden zurück auf das ursprüngliche Feld.
Wir satteln die Pferde ab und gehen gemeinsam essen. Ein erfolgreicher Arbeitstag geht zu Ende und ich freue mich schon auf morgen, denn dann heißt es: Gleiche Leute, Gleiche Pferde, anderes Feld und andere Kühe!